Eines vorweg: Ich habe meine Ausbildung zum Piloten vor knapp 10 Jahren begonnen – Yes, ich bin wirklich schon so alt 😉 Mein Ausbildungsweg wird momentan allerdings nicht mehr angeboten.
Mein Vater hat auch als Pilot gearbeitet, sodass ich schon als Kind sehr fasziniert von dem Beruf gewesen bin. Er hat zuerst als Flug-Ingenieur gearbeitet und als klar wurde, dass die „3-Mann Cockpits“ nicht für die Ewigkeit bestehen werden, zum Piloten umgeschult. Natürlich musste er dafür auch die Eignungstests und die Ausbildung absolvieren.
Ich würde behaupten, dass jeder Pilot in Deutschland das von mir absolvierte Ausbildungskonzept anstrebt. Der Vorteil ist, dass man bei einer Flugschule ausgebildet wird, die zu der Airline gehört bei der man später arbeiten wird. Auch wird ein Großteil der Schulungskosten übernommen und man muss nur bei einer Übernahme als Pilot einen Eigenanteil zurückbezahlen.
Das Auswahlverfahren
Die Hürden bei dieser Flugschule aufgenommen zu werden sind allerdings recht hoch. Voraussetzung ist ein bestandener DLR Test. Dieser findet über insgesamt vier Tage beim „Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum“ in Hamburg statt und ist in mehrere Teile untergliedert.
Nachdem man die formellen Zulassungskriterien (Abitur, körperliche Eignung) für den Test erfüllt, wird man zum ersten Test, der Berufsgrunduntersuchung nach Hamburg eingeladen. Dort finden an zwei Tagen diverse Tests zu Englisch, Technik, logisches Denken, Mehrfachbelastbarkeit, räumliches Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit und Kopfrechnen am Computer statt.
Eine Benachrichtigung über das Ergebnis erhält man dann nach knapp 2 Wochen. Sollte man erfolgreich gewesen sein, ist diese mit einer Einladung zum zweiten Test verbunden.
Die sogenannte Firmenqualifikation ist für zwei weitere Tage angelegt. Hier kommt es auf die persönlichen Kompetenzen des Bewerbers an und die Gruppengröße ist mit 10 Personen viel kleiner als bei den Computertest wo insgesamt sicher 50 Leute anwesend waren.
Auf los geht’s LOS – Der Einstellungstest
Die Ausbildung zum Piloten fing mit so an: Am ersten Tag werden unter Anwesenheit von mehreren Psychologen diverse Gruppenaufgaben bestritten, fiktive Streitgespräche geführt und die Teamfähigkeit der Bewerber überprüft. Am Ende dieses Tages besteht wieder die Möglichkeit, dass von dem Auswahlkapitän in Absprache mit den Psychologen entschieden wird, dass man nicht als Pilot in der Firma geeignet ist.
Der zweite Testtag besteht dann aus dem Abfliegen einer Strecke in einem kleinen Simulator (Höhe, Geschwindigkeit und Kurs halten) bei gleichzeitigem Antworten auf Fragen eines Psychologen. Hier wird die Belastbarkeit und Stressfähigkeit überprüft.
Nach diesem Teil wird auch nochmal in der Auswahlkomission beraten, ob man zur letzten Hürde – dem Interview – zugelassen wird.Dieses ist vergleichbar mit einem klassischen Vorstellungsgespräch. Sowohl der Kapitän als auch die Psychologen versuchen hier gegebenenfalls Unklarheiten und Schwächen, die bei den Computertests aufgetreten sind, zu hinterfragen.
Daumen drücken angesagt
Dann heißt es ein letztes Mal warten und man bekommt noch am selben Tag die Nachricht, ob man den DLR Test bestanden hat und eine Ausbildung bei der Verkehrsfliegerschule in Bremen beginnen darf.
Es gab die Möglichkeit, sich durch diverse kommerzielle Anbieter auf den Einstellungstest vorzubereiten. Da man den Test nur einmal versuchen darf und die Durchfallquote bei ca. 93% liegt (unbestätigte Quote) habe auch ich mich entschieden, ein Vorbereitungsseminar bei ToPilots zu belegen. Andere Anbieter waren zu meiner Zeit ATTC und S&P.Ich war mit der Vorbereitung sehr zufrieden und würde es definitiv weiterempfehlen.
Bevor man nun die Ausbildung zum Flugzeugführer an der Flugschule beginnen darf, wird noch die körperliche Tauglichkeit beim medizinischen Dienst der Airline überprüft. Augen, Ohren, Blutwerte, EKG und sonstige medizinischen Tests werden an diesem Tag durchgeführt.
Ich hatte Glück und alles lief wie am Schnürchen – meine Ausbildung zum Piloten konnte beginnen
Im Teil 2 erfahrt ihr mehr über die Ausbildung selbst…